Freitag, 20. April 2007

Wieviel Infos braucht der Anleger?

Der Trugschluss

Am Anfang dachte ich noch, ich müsse alle verfügbaren Informationen zusammentragen, lesen, studieren, analysieren, abwägen, in Excel-Sheets kategorisieren, berechnen und mit den vielen Indikatoren vergleichen, abstimmen und interpretieren. Ich versuchte mich mit einem ausgeklügelten System, in dem ich jeden einzelnen Indikator bewerten wollte, so dass am Schluss ein völlig emotionsfreies Urteil (Call, Put, jeweils + und - , Flat) herausspringen würde.

Ich sage euch: es hat nichts gebracht! Die Scheingenauigkeit gab mir vielleicht ein Gefühl von Sicherheit, dass ich wirklich so viel wie nur möglich zusammengetragen habe ("ich geile Siech!") und nur alleine daher Erfolg haben müssten. Doch erfolgreicher war ich deswegen nicht.


Mut zur Lücke

BOE hat bereits früher auf die simple Trade-Methode mit dem CCI hingewiesen. Mir reichen heute BOL, MOM, RSI sowie natürlich der MACD. Dazu kommt ein relativ kurzer Blick auf die Gesamtsituation von Kurs und Indikatoren und ein schnelles (!) Urteil. Linien verwende ich kaum. Wenn, dann um einen schnell erkennbaren Support oder einen Widerstand fest zu halten.

Mit der Zeit bekommt man so einen "Blick" für das Wesentliche, kann genüsslich abstrahieren und daraus eine Handlungsanweisung ableiten. Man konzentriert sich auf die Trends. Diese halte ich auf Papier mit Farben und Zeichen fest:

grün = Call
gelb = unklare Lage
rot = Verschnaufpause, Put
[+] = Position schrittweise aufbauen
[-] = Position schrittweise abbauen
[/] = Geduldsfaden gerissen, Reissleine. Wird die nächsten Tage NICHT beobachtet, um nicht der Versuchung zu verfallen, etwas nach zu rennen.
[!] = Entscheidender Punkt (z.B. Ausbruch) steht bevor, genau beobachten
[i] = (prospektiv) Veröffentlichung von Zahlen, Investorenkonferenz
[D] = (prospektiv) Dividendenabgang

Schaut man am Morgen noch schnell, was die Nachrichtenlage sagt und darum den Trend positiv oder negativ beeinflussen könnte, hat man etwas für seinen Informationstrieb getan. Wilde Aktionitis (die sich meist danach als gerade eben falsch herausstellen) muss aber vermieden werden. Ausschlaggebend sind die Farben auf dem Papier!

Zusammen mit nicht allzu risikoreichen Optionen kann man ausserdem seinen Zeitaufwand pro Tag deutlich reduzieren, denn man hat ja bereits am Abend zuvor die Charts eingesehen/analysiert. Das "ständige vor dem Bildschirm hocken" und "jede Zuckung des Kurses mit einem Adrenalinstoss quittieren" wird hinfällig.


Dass diese Informationsreduktion auch wissenschaftlich bewiesen erfolgreicher ist, konnte ich aus der aktuellen Weltwoche entnehmen. Umsetzung empfohlen.


Viel Erfolg!